Das Drama "Der Käpt‘n" gewinnt eine der begehrten Festival-"Flammen"
Benjamin Zerhau (Produzent) und Manuel Meinhardt (Kamera/DoP) übernehmen im Namen ihres gesamten Teams den vom Erich Pommer Institut gestifteten Preis in der Kategorie "Beste Produktion" für ihr Drama "Der Käpt'n". Dieser wurde auf der Preisverleihung im Rahmen des 48. Sehsüchte Internationalen Studierendenfestivals am 28.04.2019 in der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF vergeben.
In dem 14-minütigen Drama geht es um den ehemaligen Rettungsschwimmer Frank, der nach einem schweren Unfall um jeden Preis versucht, vor seinem Sohn die Fassade des starken Vaters zu bewahren.
Wir haben Benjamin Zerhau | Produzent | Der Käpt'n einige Fragen gestellt:
Was war das Erste, was du am Tag nach der Preisverleihung getan hast?
Ich bin gerade dabei, mit einem Kommilitonen ein neues Büro für unsere Produktionsfirma in Berlin einzurichten, da war wieder einiges zu tun. An diesem Tag haben wir gestrichen. Und natürlich überlegt, wo der Preis stehen wird!
Was genau war es, dass dich gereizt hat an dem Thema der Männlichkeit und wie diese definiert wird, wenn typische Attribute abhandenkommen?
Das Unbekannte. Ich bin ohne dieses Rollenbild aufgewachsen, habe es erst später und durch einen Filter kennengelernt. Natürlich bekommt man auch als Kind aus den Medien ein Bild vermittelt, doch schien dieses für mich, und ich glaube auch für meine Kolleg*innen, eher wie ein Relikt aus einer anderen Zeit.
Gab es bei euch im Team viele Diskussionen darüber, ob es in Zeiten der Emanzipation überhaupt noch ein typisches männliches Rollenbild gibt?
Natürlich. Ich denke wir waren uns einig, dass es nicht ein typisches Rollenbild geben kann, wohl aber ein verherrlichtes Ideal, welches für einige Menschen nach wie vor „Männlichkeit“ auszeichnet. Äußerliche Attribute wie körperliche Kraft und Muskeln zum Beispiel.
Der Protagonist in deinem Film kommt gerade aus der Rehaklinik; er musste wahrscheinlich einiges neu lernen vor allem aber den Umgang mit den eigenen Schwächen: Bedeutet jedes neue Filmprojekt auch wieder ein neuer Lernprozess? Was hast du bei der Produktion von „Der Käpt’n“ für dich als größten Lerneffekt mitgenommen?
Ja, auf jeden Fall! Jedes Projekt bietet andere Herausforderungen, sei es in der Stoffentwicklung oder während der Dreharbeiten. Bei „Der Käpt ́n“ war es wahrscheinlich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, welche das gesamte Team besonders gefordert hat, da man in sehr kurzer Zeit viel schaffen muss. Die technischen Abläufe müssen daher perfekt sitzen um die, zum Glück, sehr hohen Auflagen des deutschen Jugendarbeitsschutzgesetzes zu erfüllen.
Was macht für dich einen guten Produzenten?
Die Fähigkeit im Team zu arbeiten, ohne Kompromisse in künstlerischen Fragen eingehen zu müssen. Dies funktioniert nur durch eine intime und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen allen Departments.
Jungen Leuten stehen heutzutage sehr viele Türen offen: Warum ist deine Wahl auf die Filmbranche gefallen?
Ich glaube, sie ist weniger auf die Filmbranche gefallen als vielmehr auf das Medium Film, welches all die wunderbaren Möglichkeiten der darstellenden Kunst, der Musik und noch dazu der Literatur vereint. Die vielen Möglichkeiten sind toll!
Sind weitere Filmprojekte mit demselben Team von „Der Käpt’n“ geplant?
Momentan stecken wir alle in den Vorbereitungen zu unseren Diplomprojekten. Nach der Filmakademie können wir es uns aber gut vorstellen!
Das Sehsüchte-Filmfestival ist insbesondere eine Plattform für den Nachwuchs der Branche: Wie wichtig sind dir Themen wie Weiterbildung und lebenslanges Lernen?
Sehr wichtig, gerade in Bezug auf neue Entwicklungen und politische Themen. Es wäre mir zu unsicher, hier die Augen zu verschließen und alles auf einen zukommen zu lassen. Damit wären auch die so unheimlich wichtige Aktualität und Relevanz unserer Filme bzw. künstlerischer Werke allgemein gefährdet.
Welche Trends siehst du aktuell in der Branche, auf die die Weiterbildungsanbieter unbedingt eingehen sollten?
Auf neue Auswertungswege und Plattformen, bzw. die Möglichkeiten für junge Filmemacher*innen, in etablierten Medien Fuß zu fassen. Deren oft komplizierte Strukturen wirken teilweise entmutigend und verhindern im schlimmsten Fall kreative Prozesse.
Vielen Dank für das Interview.