Die Vortragsreihe #reclaimthetruth beschäftigt sich mit den Dynamiken der Desinformation in sozialen Medien: Wie können wir verhindern, dass Tatsachen im polarisierten Netz zerrieben werden, Fakten sich in gefühlten Wahrheiten auflösen und gesichertes Wissen im Strom von Fake News, alternativen Fakten und manipulierten Videos untergeht?
Was Wahrheit ist, was Fakten und Tatsachen sind, ist gerade in politischen Kontexten immer umstritten, doch inzwischen beginnen die Kriterien der Wahrheitssuche selbst ignoriert zu werden. Die Diagnose ist bekannt: In sozialen Medien verdrehen Populistinnen und Populisten, profitgierige Wirtschaftslobbies, Extremisten, Verschwörungstheoretikerinnen, Trolle und käufliche Journalistinnen die Tatsachen und erreichen mit manipulativen Botschaften, Bildern und Videos immer größere Bevölkerungsgruppen. Die Verbreitung digitaler Desinformation reicht vom amerikanischen Präsidenten bis zu mazedonischen Teenagern, die mit Gerüchten Werbegeld verdienen wollen. Manche Politiker halten die „gefühlte Realität“ ihrer Anhängerschaft ganz öffentlich gegen nachweisliche Fakten. In der Aufmerksamkeitsökonomie sozialer Medien werden affektstarke Videos oft unhinterfragt geteilt und geglaubt. Zugleich schwindet das Vertrauen in etablierte Medien und die Wissenschaft.
Die Vorträge und Gespräche unserer Reihe versuchen, einige Schritte über diese bekannte Diagnose hinauszugehen. Sie versuchen ein Verständnis konkreter Manipulationen zu entwickeln und denken darüber nach, was Einzelne und die Gesellschaft dagegen tun können. Sie fragen danach, welche Formen digitale Desinformation im Netz annimmt, wie mediale, soziale und psychologische Faktoren ineinandergreifen, welche Rolle Bilder und Videos spielen und was wir digitaler Desinformation entgegensetzen können.